Leben mit den Jahreszeiten im Wald – Die Waldpädagogik

Der Wald ist ein Naturraum der steten Veränderung. Nirgendwo sonst bieten sich so freie und vielfältige Gestaltungsräume bereits als natürliche Angebote für die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder an. In Verbindung mit der Natur und den Jahreszeiten, verschiedensten Witterungen von Schnee über Regen bis Sonnenschein, Herbststürme oder Winterstille lernen die Kinder sich auch mit sich selbst und ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen zu verbinden. Von klein auf finden sie im Rahmen der Waldpädagogik hier nicht nur Entschleunigung und Ruheräume, sondern erfahren und lernen über all ihre Sinne frei zu interpretieren, aufmerksam zu sein, sich anzupassen und als selbstwirksam zu erleben, zu kommunizieren und sich achtsam und wertschätzend in die Natur einzufühlen.

In der Konsequenz entwickelt sich ein Bewusstsein für eine Gemeinschaft, untereinander mit den Kindern und uns Erzieher:innen, mit der Natur, ihrem Rhythmus und Regeln. Wachstum wird genauso greifbar, wie Vergänglichkeit, Rückzug und Integration. Waldpädagogik ermöglicht es uns, den Kindern den Fluss des Lebens und seine Zyklen ganzheitlich beizubringen, sodass sie zu Menschen mit einem verantwortungsvollen und nachhaltigen Umgang mit der Natur heranwachsen können.

Letztlich betrachten wir die Entwicklung der Kinder selbst wie das Wachstum eines Baumes und setzen uns immer wieder damit auseinander, welche Bedürfnisse die Kinder aktuell haben und wie wir ihnen den passenden Nährboden für ihr Wachstum bieten können.

Lebensmittel und gemeinsame Ernährung

Im Zuge unseres ganzheitlichen Konzeptes legen wir auch beim Thema Ernährung und bei der Zubereitung all unserer Mahlzeiten großen Wert auf einen gesunden, nachhaltigen und für die Kinder direkt erfahrbaren Umgang. Wir bringen ihnen Techniken des Anbaus und der Verarbeitung von Lebensmitteln näher und fördern ihr Bewusstsein für Themen wie Müllreduzierung und achtsamen Umgang mit Ressourcen. Auch hier bietet der Rhythmus der Natur von Saat über Pflege und Ernte bis hin zu Weiterverarbeitung beste Gestaltungsräume für eine enge Bindung und hohe Wertschätzung der Kinder zu allem, was uns Mutter Natur und die jeweiligen Köche im Rahmen des wöchentlichen pädagogischen Kochens schenken. Gleichzeitig wird so neben einem Mitverantwortungsgefühl und der Kommunikation auch ein Gemeinschaftsgefühl gestärkt, das unsere gesamte Pädagogik durchzieht. Feste Rituale und Strukturen zu allen Essenszeiten, wie dem täglichen Frühstück sowie der Obstpause oder beim Mittagessen schaffen einen Raum der Geborgenheit, Fürsorge und Sicherheit, um auch Werte wie Teilen oder Rücksichtnahme auf andere Kinder zu vermitteln, indem z.B. alle am Tisch bleiben bis das Essen gemeinsam beendet wird.

Für unser tägliches gemeinsames Mittagessen haben wir an unserem Zweitstandort in Ferndorf einen Küchenbauwagen geschaffen, indem eine Köchin täglich frisch vegetarische und vegane Gerichte für die Kinder beider Kitas kocht. Auch Allergien oder andere Ernährungsbesonderheiten können für alle Kinder berücksichtigt werden. Bei der Auswahl unserer Zutaten sind uns neben qualitativer Hochwertigkeit, einer geringen Pestizidbelastung und fleischloser Ernährung, sowie niedrigem Zuckergehalt Aspekte der regionalen Herkunft unter Beachtung der saisonalen Verfügbarkeit besonders wichtig. So spiegeln sich auch in den Tellern der Kinder die Jahreszeiten in Form von z.B. Erdbeeren im Frühling oder Kürbis- und Kohlgerichten im Herbst wider.

Partizipation als Recht auf Selbstbestimmung

Die Entwicklung von Selbstständigkeit, sowie das Erleben von Selbstwirksamkeit sind uns ein großes Anliegen für unsere Kinder. Genauso wie die Fähigkeit zur Kooperation sind sie Qualitäten, die wir dadurch fördern, dass die Kinder in lebenspraktische Aufgaben wie Aufzuräumen oder Mahlzeiten zuzubereiten, einbezogen werden. Aber bei uns geht Partizipation noch weiter. Sie bestimmt sogar unseren gesamten Kitaalltag.

Bereits im Morgenkreis werden die Wünsche, Ideen, Bedürfnisse und Meinungen zur Planung unserer Tagesaktivitäten genauso gehört, wie Beschwerden und Ängste ernstgenommen. Die Kinder erleben, dass sie selbst mitentscheiden können, dass sie mächtig sind, Einfluss zu nehmen und, dass wir sie als kleine Menschen anerkennen, denen wir Entscheidungskompetenz zusprechen. Ganz automatisch schulen diese routinierten Abläufe Selbstausdruck und Kommunikation, in sich hinein zu fühlen und der eigenen Begeisterung zu folgen.

Gemäß den Wünschen der Kinder bemühen wir uns täglich anschließend in Klein- und Großgruppenaktivitäten auf ihre Neugierde und Bedürfnisse einzugehen. Diese Konsequenz schließt den Kreis der Partizipation und stärkt das Selbstbewusstsein sowie -vertrauen unserer Kinder.

Kinderschutzkonzept

Jedes Kind hat ein Recht auf gewaltfreie Erziehung und ein Leben in Sicherheit und Fürsorge. Wir möchten mit unseren eigenen Schutzkonzepten auch in unserem Arbeitsalltag aktiv zum Schutz unserer Kinder beitragen. Wir tun dies zum einen dadurch, dass wir die kindlichen Fähigkeiten zur Selbstbestimmung, zur Entscheidungsfreiheit und Partizipation und ihr gesamtes Selbstbewusstsein stärken und uns zu gegenseitiger grenzachtender Kommunikation mit Klarheit, Respekt und Wertschätzung verpflichten. Somit können wir bereits im Alltag präventiv arbeiten.

Die Einführung eines Schutzkonzeptes hat darüber hinaus das Ziel als aktive Handreichung und Ablaufstrategie mit Interventionsmöglichkeiten zu fungieren, Orientierung, Absicherung und Handlungssicherheit für Mitarbeitende und Vermeidung von Fehleinschätzungen zu bieten, sodass die möglicherweise betroffenen Kinder bestmöglich geschützt werden und passende weitere Schutz- und Hilfsmaßnahmen durch Kontaktaufnahme zu Fachstellen eingeleitet werden können. So bieten wir als Kita eine zusätzliche Sicherheit und ein klares Vorgehen im Falle sämtlicher Kindeswohlgefährdungen und sind dafür in unserer Arbeit sensibilisiert.

Inklusion und Integration

Unsere Pädagogik folgt einem inklusiven Ansatz, bei dem jedes Kind ungeachtet körperlicher, geistiger, seelischer oder anderweitiger gesundheitlicher Beeinträchtigungen ebenso wie unterschiedlichen Sprach- und Kulturkreisen oder finanziellen Hintergründen der Familien nach eigenen Möglichkeiten gleichberechtigt teilhaben kann. Hierzu gehen wir je nach Situation mit den Eltern und den beteiligten Fachkräften ins Gespräch, um gemeinsam zu überlegen, wie der Tagesablauf bei uns und in der Natur gestaltet werden kann. Auch eine Integrationskraft kann beantragt werden.